Das Kosovo ist der einzige potenzielle EU-Beitrittskandidat, dessen Bewohner für Reisen in den Schengen-Raum Visa benötigen. Das gilt auch für Theatermacher Jeton Neziraj.
Kosovos "Europäer des Jahres 2018" ist Anfang vierzig, trägt eine schwarze Brille und ist Gründer von Qendra Multimedia, der wohl wichtigsten Adresse für zeitgenössische Theaterproduktionen des Landes. "Ich habe mich durch die Auszeichnung wirklich geehrt gefühlt", sagt Jeton Neziraj.
Zwar lösen seine politisch provokanten Stücke schon seit Jahren immer wieder heftige Debatten aus, sodass manche Aufführung nur mit Polizeipräsenz stattfinden konnte. Doch nun hatte ihm die EU-Vertretung in Pristina schwarz auf weiß bestätigt, dass seine Arbeit in besonderer Weise die europäische Idee und deren Werte fördere.
Was danach folgte, zeigt allerdings, dass jene vielbeschworenen Werte tatsächlich nur auf dem Papier stehen. Denn just zum Zeitpunkt der Auszeichnung im Mai 2018 befand sich die Theatergruppe von Qendra Multimedia auf einer Odyssee von Botschaft zu Botschaft, um ein Schengen-Visum zu bekommen und an einem Theaterfestival in Rumänien teilzunehmen. Dies erwies sich jedoch als so kompliziert, dass die Reise abgesagt werden musste – der "Europäer des Jahres" blieb zu Hause.
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Vollständiger Artikel: Amnesty Journal