Ein neues Sondergericht in Den Haag soll mutmaßliche Kriegsverbrechen der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK aus dem Jahr 1999 untersuchen. Während die UÇK-Kämpfer im Kosovo vielen immer noch als Helden gelten, hoffen die Opfer und ihre Angehörigen auf Gerechtigkeit und weniger kriminelle Politiker im Land.
Ein neues Sondergericht in Den Haag soll mutmaßliche Kriegsverbrechen der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK aus dem Jahr 1999 untersuchen. Während die UÇK-Kämpfer im Kosovo vielen immer noch als Helden gelten, hoffen die Opfer und ihre Angehörigen auf Gerechtigkeit und weniger kriminelle Politiker im Land.
Es war am 15. Dezember 2000, als Fetah Rudi von 13 Kugeln getroffen wurde. Er war auf dem Rückweg von einem Treffen mit LDK-Parteichef Ibrahim Rugova. Kurz zuvor hatten die ersten Kommunalwahlen nach dem Krieg stattgefunden, die politischen Spannungen waren hoch, und Rudi war für die LDK in den Stadtrat von Malishevo gewählt worden. "Wir waren zu dritt", erzählt Rudi, "ich saß auf der Rückbank." Plötzlich tauchte hinter einer Brücke ein Opel Astra auf, rot, mit getönten Scheiben. Und dann fielen die Schüsse.
Seit dem Attentat sitzt Fetah Rudi im Rollstuhl. In seinem Haus hängt immer noch das Porträt von Rugova, der in den 90er-Jahren den gewaltfreien Kampf der Kosovo-Albaner gegen das Regime von Slobodan Milošević anführte und von 2002 bis 2006 Präsident des Kosovo war. Fetah Rudi war sein Anhänger und blieb es auch, als es während des Kriegs zu Rivalitätskämpfen mit der neu gegründeten albanischen Guerillaorganisation UÇK kam. Und auch nach dem Krieg, als es darum ging, wer die Macht im befreiten Kosovo übernimmt.
Schätzungsweise 800 Morde
Auf die Frage, wer hinter dem Anschlag stand, hat Fetah Rudi eine klare Antwort: "SHIK", sagt er, der umstrittene Geheimdienst, der schon während des Kriegs von der UÇK aufgebaut und erst 2008 offiziell aufgelöst wurde. Chef des SHIK war damals Kadri Veseli, der von 2014 bis 2019 Parlamentspräsident war. Das Attentat auf Rudi war kein Einzelfall. Nach einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2009 wurden allein in der unmittelbaren Nachkriegszeit schätzungsweise 800 Morde begangen – vor allem an Serben und Roma, aber auch an Albanern, denen die UÇK eine Kollaboration mit den Serben unterstellte. Zur Verantwortung gezogen wurde dafür fast niemand, denn im Kosovo Recht zu sprechen, ist schwierig – oft werden Zeugen eingeschüchtert oder sogar umgebracht.
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Vollständiger Artikel: Amnesty Journal