Am 11. Juni jährt sich das Ende des Kosovokriegs zum 20. Mal. Die «humanitäre Intervention» der NATO sollte Morde und «ethnische Säuberungen» an der albanischen Bevölkerung militärisch stoppen. Doch auch die heutigen Rückblicke und Einschätzungen zum Kosovokrieg blenden die Vertreibungen und Gewalt an den im Kosovo verbliebenen ethnischen Minderheiten nach Ende des Krieges aus: Die Roma sind die vergessenen Opfer des Konflikts.
20 Jahre ist es her, dass mit der Operation «Allied Force» der erste Waffengang der NATO außerhalb ihres Bündnisgebietes zu Ende ging. 78 Tage hatte der Luftkrieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien gedauert, und am Ende war das Ziel erreicht: Die von Slobodan Milošević kontrollierte Armee und serbische Polizeieinheiten zogen sich aus dem Kosovo zurück. Ob der Krieg gerechtfertigt war, ist bis heute umstritten. Auch den meisten BefürworterInnen war bewusst, dass der Einsatz aufgrund der fehlenden Zustimmung des UN-Sicherheitsrats keine völkerrechtliche Legitimation hatte. Deshalb wurde die Doktrin der «humanitären Intervention» aus der Taufe gehoben: Der Krieg, hieß es, sei notwendig und gerecht, um eine drohende «humanitäre Katastrophe» zu verhindern. Morde und «ethnische Säuberungen» an der albanischen Bevölkerung durch das Unterdrückungsregime von Slobodan Milošević müssten gestoppt werden, notfalls militärisch.
Für die im Kosovo verbliebenen ethnischen Minderheiten schien das jedoch nicht zu gelten. Während sich die internationale Aufmerksamkeit nach Kriegsende auf die Rückkehr von 800.000 AlbanerInnen konzentrierte, begannen albanische Extremisten unter den Augen der bereits stationierten NATO-Soldaten mit der Vertreibung der SerbInnen und Roma. Wurde dabei die Gewalt gegen SerbInnen zwar als nicht entschuldbar, aber oftmals schulterzuckend als irgendwie verständlicher Racheakt betrachtet, blieb das Schicksal der Roma lange Zeit ausgeblendet. Die Roma, immerhin die drittgrößte Bevölkerungsgruppe des nominell multiethnischen Kosovo, sind die vergessenen Opfer des Konflikts.
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Vollständiger Artikel: Rosa Luxemburg Stiftung