Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei sind viele Künstler, Akademiker und Journalisten aus der Türkei nach Deutschland gekommen und versuchen hier neu Fuss zu fassen. Insbesondere für Künstler ist der Einstieg in der neuen Umgebung aber nicht leicht.
Dass es kein Spaziergang werden würde, war Mustafa Altioklar von Anfang an klar. Es ist nicht leicht, mit fast sechzig Jahren noch einmal ganz von vorne zu beginnen, vor allem nicht in einem fremden Land. Aber als vor kurzem die Absage der Filmförderung kam, war das doch noch einmal ziemlich ernüchternd. Gar nicht unbedingt wegen der Absage selbst, das kommt vor. Regelrecht verstörend war vor allem die Begründung: Das Drehbuch sei zu pathetisch, zu melodramatisch, hiess es in dem Schreiben der Gutachter.
Was zur Hölle, fragte sich Altioklar, soll das heissen bei einer Geschichte, in der es um deutsche Exilanten in der Türkei ging? Mehr als tausend deutsche Akademiker, Künstler, Ärzte und Wissenschafter hatten nach 1933 aus Deutschland fliehen müssen. Von einem Tag auf den anderen mussten sie ein neues Leben beginnen, in einem Land des Nahen Ostens. Es ist eine Geschichte von Vertreibung, Flucht –und radikalem Neubeginn. Wie anders als mit Pathos kann sie erzählt werden?
Mustafa Altioklar sitzt in einem Café im Berliner Stadtteil Kreuzberg, seit zwei Jahren lebt er in Deutschland. In der Türkei hat er als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler gearbeitet; er war Vorsitzender des Verbands der Regisseure, ein regelmässiger Gast in Talkshows, ein öffentlicher Intellektueller. Der Film über die deutschen Flüchtlinge in der Türkei sollte nun sein erstes grosses Projekt in der neuen Heimat werden. Er hätte damit nicht nur ein eher unbekanntes Kapitel der deutschen Exilgeschichte aufgeschlagen, sondern auch einen grossen Bogen gespannt: Damals sind die Menschen aus Deutschland in die Türkei geflohen, und jetzt, sagt Mustafa Altioklar, schwappe die Welle in die andere Richtung. Und er ist ein Teil davon. Auch deshalb wollte er unbedingt diesen Film machen.
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Vollständiger Artikel: Neue Zürcher Zeitung